Farbenprächtiges Spektakel

Umjubelte Premiere des Musicals Joseph in der Bürgstadter Mittelmühle

 

BÜRGSTADT. Die Besucher der Premiere des Musicals „Joseph“, präsentiert von Schülern und Schülerinnen des Johannes-Butzbach-Gymnasiums, erwartete am Dienstagabend eine Reise in die Welt des Alten Testaments. Farbenprächtig und vor gewaltiger Kulisse erzählten die Akteure die Geschichte vom „Traumdeuter“ Joseph und seinen elf neidischen Geschwistern.

Als Sklave nach Ägypten

Joseph, der Lieblingssohn von Jakob, bekommt von ihm einen farbenprächtigen Mantel geschenkt. Der Neid der Brüder wird geschürt, als Joseph von seinen Träumen erzählt, nach denen er eines Tages über sie alle herrschen werde. Kurzerhand verkaufen die Brüder das unerwünschte Familienmitglied als Sklaven nach Ägypten. Ihrem Vater erzählen sie, sein Lieblingssohn sei von einer wilden Bestie getötet worden.

In Ägypten ist Joseph zunächst Bediensteter des Kämmerers des Pharaos. Doch dessen Frau becirct Joseph, und als dieser sie zurückweist, behauptet sie, dass Joseph sie verführt habe. Er landet im Kerker, wo er seine hellseherischen Fähigkeiten entdeckt.

Er sagt dem Pharao „sieben fette und sieben magere Jahre“ voraus und rät ihm, Vorräte einzulagern. Der Pharao ernennt Joseph aus Dankbarkeit zum „Wirtschaftsminister“, und so wird aus dem Schafhirten ein reicher, angesehener Mann. Schließlich kommt die Dürrezeit und als die Hungersnot unerträglich wird, ziehen auch Josephs Brüder nach Ägypten, um Korn zu kaufen. Joseph beschenkt sie reich und stellt fest, dass die Brüder sich zum Positiven geändert haben.

Man könnte meinen, der alttestamentarische Stoff sei trocken, doch das Musical von Andrew Lloyd Webber erzählt mit viel Schwung die Geschichte von Joseph und seinen Brüdern.

Andreas Platz glänzte in der Hauptrolle und seine elf Brüder – gespielt auch von Lehrern – konnten es mit Stimmgewalt durchaus mit ihm aufnehmen. Die Ehefrauen der Brüder kamen nicht gesanglich zu Wort, doch überzeugten sie als teilweise zickige Gattinnen.

Die Rollen der Erzähler übernahmen Julia Dick, Christine Fertig, Katharina Wichtlhuber, Caroline Zipf sowie Eva Zöller und so manches Gesangstalent konnte seine stimmlichen Qualitäten unter Beweis stellen. Fabian König als Pharao war ein Höhepunkt des Abends, denn selten hat man einen so lockeren Herrscher mit Elvis-Qualitäten gesehen.

Nicht zu vergessen der kostümierte Mittel- und Oberstufenchor, der mit viel Schwung Joseph bei „Go go go Joseph“ anfeuerte oder beim „Benjamin-Calypso“ die Hüften schwang. Auch der Unterstufenchor trug seinen gesanglichen Teil zur Geschichte bei, das Orchester glänzte in gewohnt professioneller Art.

Doch was wäre ein Musical ohne Tanz? Die tänzerischen Fähigkeiten der Schülerinnen sowie die Choreographien mit ägyptischem Touch überzeugten auf ganzer Linie, was zu einem nicht unerheblichen Teil „Tanzguru“ Dominik Büttner zu verdanken ist, der den Tänzerinnen den letzten Schliff verpasste. Auch Claudia Bott, Ulrike Schmitt und Silke Schwarzmann wirkten bei der Choreographie mit.

Gesang überwog

Im Gesamtbild fiel auf, dass viel mehr gesungen als gesprochen wurde. Im Gegensatz zu „Linie l“ im Jahr 2003 jagte nicht ein Gag den nächsten – doch ist die Thematik auch eine völlig andere, und bei „Joseph“ waren durchaus einige Lacher dabei.
So bewies die Regie um Katharina Menne-Beck und Anja Krischke, dass es auch ohne „Schauspiel-Genie“ Michael Lummel geht.
Unter musikalischer Gesamtleitung von Martina Gronemann erwies sich das Musical-Projekt wieder als voller Erfolg, was sich auch daran ablesen lässt, dass sämtliche Vorstellungen bereits ausverkauft sind.

(Christina Schmitz, in: Bote vom Untermain, 16.06.2005)