„Halt! Das war furchtbar, das war schrecklich.“ Oder doch nicht?

Theater im Theater am Johannes-Butzbach-Gymnasium

 

Meine Güte sind die schlecht. Die feine Lady, ihre Tochter und die Haushälterin dilettieren vor sich hin. Der Major pflegt seine Kriegsneurose und ein mysteriöser Sommergast spaziert in dem englischen Schloss umher. Und während sich das Publikum wundert, kommt urplötzlich ein erlösender Ruf: „Halt! Das war furchtbar, das war schrecklich.“ Das genannte Panoptikum auf der Bühne ist Theater im Theater. Der glänzend aufgelegte Cornelius Reith erlöst als Regisseur Boris Smolensky das zu diesem Zeitpunkt doch sehr verwunderte Publikum des Oberstufentheaters. Mit dem beherzten Einschreiten des Regisseurs wird klar, dass hier eine eher unfähige Tourneetheater-Gruppe probt. Nichts funktioniert so, wie es sollte. Und ausgerechnet da kommt ein Mord dazwischen: Seine Frau Renee Savage, die sehr überzeugend von Clara Scheer dargestellt wird, fällt einem Giftanschlag zum Opfer. Die von Alina Valuskevic toll verkörperte, etwas trottelige Ginette wird als angebliche Mörderin verhaftet. Jetzt ist Boris zwar zwei Probleme auf einmal los, hat aber neue, da er die Rollen nachbesetzen muss. Also muss Pat ran, die Margarita Shyakhetko sehr professionell auf die Bühne bringt. Die Schauspielerin Sophie Lawton, authentisch gespielt durch Tine Maier, und der in Ginette verliebte Kollege Tim Fermor, sehr glaubwürdig dargestellt durch Felix Wolf, lassen nicht locker auf der Suche nach dem wahren Mörder. Die überzeugende Johanna Geis als Christa D`Armato mit dunkler Vergangenheit bietet sich ebenso wie die von Lena Geis unheimlich gut dargestellte heimliche Trinkerin Harriet Bracewell als echte Täterin geradezu an.

Von wegen schlecht. Furios spielen die Schüler auf, gerade das Schlechte des Anfangs erweist sich als besonders gekonnt gespielt. Die turbulente und sehr überzeugend von Birgit Kindermann inszenierte Krimikomödie begeisterte die gut gefüllte Aula des Johannes-Butzbach-Gymnasiums in Miltenberg. Souffleuse war Laura Vallecca, die Bühnentechnik hat die Schulgruppe rund um Andrea Marx geliefert und die Pausenverpflegung erfolgte durch den Oberstufenjahrgang 11. Insgesamt begeisterte das Oberstufentheater erneut sein Publikum auf hohem Niveau. Eine anregende und toll auf die Bühne gebrachte Krimikomödie, die nie platt oder clownesk wurde, verlangte bei allem Spaß durchaus das Mitdenken eines Publikums, das zufrieden und auch ein wenig stolz auf die Leistung der Schule nach Haus ging.

(Ansgar Stich)

Fotos: Tim Wolz, Q12