Mephisto, kleiner Goethe oder doch Bankräuber?

Porträt: Nachwuchstalent Florian Müssig über seine Erfahrungen als Autor, Schauspieler und Regisseur

Miltenberg. Als »Mephisto« oder auch »kleiner Goethe« ist er bei manchen schon bekannt. Florian Müssig, Abiturient des Johannes-Butzbach-Gymnasiums, ist ein Nachwuchstalent der Theaterwelt. Der 19-Jährige begeisterte bereits 2009 mit seiner selbst geschriebenen Fortsetzung von Johann Wolfgang von Goethes Faust das Publikum.

Müssig selbst spielte in diesem Stück die Rolle des Mephisto, der eine Wette mit Gott abschließt. Auch im dritten Teil wollte er wieder beweisen, dass der Mensch unnütz ist. Dafür suchte er sich Faust aus, einen jungen Computerfreak, der seinen Platz im Leben noch nicht so Recht gefunden hat. Nachdem das Publikum mit viel Humor über Baggertechniken und das weibliche Geschlecht auf den neuesten Stand gebracht wurde, siegte das Gute über das Böse und Mephisto musste sich eine erneute Niederlage eingestehen.

Der Gedanke, selbst ein Stück zu schreiben, entstand aufgrund eines fertigen, aber »stark verbesserungswürdigen« Theaterstückes eines fremden Autors, das die Theatergruppe des Johannes-Butzbach-Gymnasiums aufführen wollte: »Wir dachten uns, das können wir auch« – oder besser. Mit Hilfe der Leiterin des Unter- und Mittelstufentheaters, Christiane Kühl, entstand letztendlich »Faust III – die Revanche«.

Doch warum gerade Faust? »Ich muss zugeben, ich habe mich am Anfang nicht so recht getraut«, erklärt der Abiturient, »ich wusste nicht, ob ich das kann. Also brauchte ich ein Grundgerüst – es sollte etwas klassisches sein«. Weil er den Originaltext mochte, wählte Müssig wohl Goethes größtes Meisterwerk als Stütze. »Faust ist ein Hingucker. Es geht um Fiktion, Gott und den Teufel und man hat Freiheiten in der Gestaltung«, so Müssig. Nur vier Monate hätte die Theatergruppe geprobt, bis das Stück bühnenreif war. Für sein Engagement erhielt der 19-Jährige 2009 die schulinterne Auszeichnung des Schüler des Jahres.

Nach diesem Erfolg nahm Florian Müssig 2010 am Jugendliteraturwettbewerb der Sparkasse teil – diesmal allerdings mit einer Kriminalkurzgeschichte. Auch hier zahlten sich seine Bemühungen aus und er gewann den ersten Preis: »Die positiven Rückmeldungen haben mir den Rücken gestärkt. Ich selbst hatte nicht das Gefühl gut zu sein – bis zu diesem Zeitpunkt«.

Am Dienstag und Mittwoch führte die Theatergruppe in der Aula des Johannes-Butzbach-Gymnasiums Müssigs zweites Stück mit dem Namen Guns’n’Roses auf. Auch hier spielte, wie bei Faust, der Gedanke an einen einprägsamen und neugierig machenden Titel eine bedeutende Rolle. Anders als bei seinem ersten Werk entstammt diesmal aber das komplette Textbuch der Fantasie Müssigs. Was passiert mit einem Bankräuber, der seine Waffe abgibt, sich zu den Geiseln dazustellt und als Unschuldiger geht? Diese Frage stellte sich Müssig und schrieb davon ausgehend sein Theaterstück. Die Figuren seiner Geschichte schnitt er auf die unterschiedlichen Charaktere seiner 18-köpfigen Theatergruppe zu.

Auch hier stand Florian Müssig nicht nur als Regisseur und Autor vor, sondern auch als Darsteller der Hauptperson Toni auf der Bühne. »Wenn man in einem Theaterstück, das man dazu noch selber geschrieben hat, mitspielt, hat man einfach einen besseren Bezug zum Stück und den Schauspielern. Man sieht leichter, wo Probleme liegen und kann die Darsteller auch besser verstehen«, erklärt er.

Insgesamt habe es ein Jahr an Vorbereitungen gebraucht, bis sein Werk für ihn akzeptabel war: »Wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte, hätte ich noch bis zwei Wochen vor den Aufführungen die Texte abgeändert«, gesteht der Autor. Obwohl Florian Müssig sich an der Uni Gießen für den Studiengang angewandte Theaterwissenschaften beworben hat und angenommen wurde, hat er sich dafür entschieden, sich ab September zum Polizisten ausbilden zu lassen.

(Sandra Niedecken, in: Bote vom Untermain vom 08.07.2011)