Verbrecherjagd mit Witz und Slapstick

Theater: Unter- und Mittelstufe des Johannes-Butzbach-Gymnasiums präsentiert »Der Tod des Sherlock Holmes«

Miltenberg. Eine Fülle an Text, und eine intensive Darstellung haben vor allem die Hauptdarsteller von »Der Tod des Sherlock Holmes« nach Francis Histon des der Unter- und Mittelstufentheaters im Johannes Butzbach-Gymnasium Miltenberg bewältigt. Jeweils am Dienstag- und Mittwochabend präsentierten die 32 Schüler das Werkt in der Schulaula.

Zur Handlung: Während den Proben zu einer Theateraufführung wird Darsteller Sherlock Holmes’ von einer Traverse erschlagen. Alle Akteure und sämtliches Theaterpersonal sind verdächtig. Schließlich wird der Lichttechniker als Täter überführt – zu unrecht: Denn als Watson, Sherlock Holmes Berater, bei weiteren Proben durch einen unter Strom stehenden Samorwar umgebracht wird, fängt die Suche nach dem Mörder von vorne an, Verhör reiht sich an Verhör.

Jeder scheint ein Motiv zu haben

Plötzlich führen die Spuren in die Heimat einiger Schauspieler, und jeder scheint ein Motiv zu haben. Das Ende des Stücks bleibt offen: Wer letzten Endes der Übeltäter ist, kann sich jeder Zuschauer selbst ausdenken.
Die Rolle des Kommissars Anthony Braining war Jemima Neubert auf den Leib geschneidert. Cool und souverän spielte sie den Chef von Scotland Yard, selbst dann noch, als dieser v selbst in die Enge getrieben wurde und Kritik zur Ermittlung einstecken musste. Neuberts Blicke, ihre Mimik waren skeptisch, ihr Verhör mit den Verdächtigen ausgeklügelt und selbst bei lauten Sprechpassagen wirkte sie wie ein echter Ermittler.

Genauso gut in ihrer Rolle war Brainings Assistentin, Hermine Leicester, gespielt von Marie Umscheid. Ihre leichte verspielte Arroganz war köstlich anzuschauen. In ihrer Rolle aufgegangen sind die zwei von der Kriminaltechnischen Untersuchung, kurz KTU, Bert Complation alias Konstantin Hoff und Brigitte Young, alias Miriana Sapia. Wirklich amüsant, wie sich die beiden in ihren weißen Papieranzügen über die »Leichen« hermachen. Ausgestattet mit Koffer, Fotoapparat und Schere gingen sie wie die Großen an die Spurensuche heran.

Ein echter Komiker

An Cornelius Reith, der den Sergeant spielte, ist ein echter Komiker verloren gegangen. Er spielte zwar im Hintergrund, allerdings blieben seine kleinen versteckten Gesten und Streiche dem Publikum nicht verborgen. Er fiel durch latentes Grimasseschneiden oder Slapstickszenen auf, wie zum Beispiel, als er plötzlich mit seinen Fell-Handschellen herumspielte, sich am Seitentisch mit Essen vollstopfte oder einen für ihn viel zu groß geratenen Täter abführte.
Simin Schott schlüpfte in die Rolle der verführerischen Sarah McNeill und es gelang ihr grandios, mit roten Schuhen, rotem Lippenstift, schwarzem Kleid und schwarzer Wallemähne zu kokettieren, allerdings nicht bei Kommissar Braining. Eine motzige und sehr bestimmte Regisseurin gab Julia Hingsen ab. Ihr Stil, Anweisungen zu geben, amüsierte das Publikum. Kleine, feine Slapstickszenen, die unter anderem auch von den Schülern direkt kamen, machten das Stück lebendig und zeigten, wie einfallsreich Kinder und Jugendliche auf der Bühne sind. Allen Beteiligten gebührt ein dickes Lob für ihrer Textsicherheit und ihr schauspielerisches Talent.

(Anja Keilbach, in: Bote vom Untermain vom 6. Juli 2012)

Fotos: Herr Meyer