Auf der Suche nach dem passenden Schluss

Absurde Dialoge und philosophische Fragen bei Auftritten der JBG Theatergruppe

M i l t e n b e r g . „Wer ein gutes Stück schreiben will, sollte sich einen starken Schluss suchen und dann nach vorn schreiben.“ Diesen Ratschlag für künftige Schriftsteller gab’s gratis bei den Aufführungen der neu formierten Theatergruppe des Johannes-Butzbach-Gymnasiums in der vergangenen Woche. An zwei höchst vergnüglichen Abenden ging es in Woody Allens Stück „Gott“ dabei auch um die Urfrage der Menschheit: „Gibt es einen Gott?“
Der Inhalt des Stücks ist schnell erzählt. Hepatitis (Katharina Rösler), Schriftstellerin im alten Athen, will sich beim Athener Dramatikerfestival den ersten Preis sichern,hat aber drei Tage vor Beginn des Festivals noch keinen Schluss für ihr Theaterstück.
Als nicht sehr hilfreich bei der Suche nach einer zündenden Idee erweist sich Diabetes (Aljoscha Barath), ein verhungernder, arbeitsloser Schauspieler, der nicht nur als Säufer Karriere gemacht hat, sondern auch noch gerne bei McDonalds isst.
Während der verzweifelten Suche nach der Schlusspassage erscheint eine Zuschauerin auf der Bühne. Diese „fiktive Schauspielerin“ macht Diabetes nicht nur schöne Augen, sondern entpuppt sich auch noch als Schülerin des Karl-Ernst-Gymnasiums. Hepatitis wendet sich in ihrer Not an Woody Allen, der sich aber auch nur für die hübsche KEG-lerin interessiert. Als Trichinosis mit seiner Gottmaschine auftaucht, die man für 50 Euro pro Stunde mieten kann, scheint mit dem Auftritt von Zeus das Ende des Stücks in trockenen Tüchern.

Endlich kann das Theaterstück „Der Sklave“ aufgeführt werden. Hierbei steht dann die Frage nach der Existenz Gottes im Mittelpunkt, wobei das Schauspiel und die Kurztripps in die Realität herzerfrischend waren.
Die alten Griechen und die fiktiven Schauspieler sorgten für komplizierte, ja groteske Szenen auf der Bühne. Und als dann auch noch Lorenzo Miller auf der Bühne erschien und sich als Erfinder des Publikums „diese konservativen Hinterwäldler aus Miltenberg und Umgebung“ outete, mag sich mancher Zuschauer gefragt haben: „Träume ich, oder bin ich schon mitten drin im Stück?“
Absurde Dialoge neben höchst philosophischen Fragestellungen, ergänzt durch wichtige Alltagsinformationen wie etwa das Ergebnis des Fußballspiels zwischen Bulgarien und Dänemark ließen das Publikum unter ständiger Spannung stehen. Den Hauptakteuren Aljoscha Barath als Diabetes und Philipides sowie Katharina Rösler als Hepatitis gebührt großes Lob ob ihrer schauspielerischen Leistung; da stimmte die Mimik ebenso wie die überzeugende Verkörperung der Rolle. Für weitere Höhepunkte im Verlauf des Stücks sorgten Julia Schroth als Doris Levine und Peter Huhn als Lorenzo Miller.

Annegret Schmitz

(Bote vom Untermain, 21. Juni 2004)