Konflikt zwischen Natur und Technik
Theater: Johannes-Butzbach-Gymnasium Miltenberg präsentiert am Mittwoch »Die chinesische Nachtigall«
Miltenberg. Das Johannes-Butzbach-Gymnasium zeigt am Mittwoch, 27. Juli, um 19.30 Uhr auf der Freilichtbühne der Schule das Musical „Die chinesische Nachtigall“. Das Stück basiert auf dem gleichnamigen Märchen des dänischen Dichters Hans Christian Andersen und versetzt den Zuschauer zurück in die Zeit, als China noch von einem Kaiser regiert wurde.
Vögel im Wettstreit
Dieser besitzt einen herrlichen Palast, der von einem lieblichen Garten umgeben ist und in dem eine Nachtigall dem Kaiser wunderschöne Lieder singt. Diese Harmonie wird aber durch den Besuch des japanischen Kaisers gestört, als dieser ein Gastgeschenk überbringt: eine künstliche Nachtigall. Als nun beide Vögel im Wettstreit gegeneinander antreten, entfaltet sich ein spannender und bewegender Konflikt zwischen Natur und Technik. Das Märchen hat bis zum heutigen Tag nichts an Aktualität verloren, denn in seinem Mittelpunkt stehen so zentrale Themen wie die Frage nach Wahrheit, Kunst und Künstlichkeit in einer hoch technisierten Welt, in der scheinbar alles machbar und möglich ist und die keine Grenzen mehr zu kennen scheint.
Der Komponist der Werkes, Andreas Schmittberger, kleidet das Märchen gekonnt in ein faszinierendes und vielseitiges musikalisches Gewand. So reichen die Klänge von rockigen und folkloristischen Elementen hin zu melancholisch und balladesken Melodien, die zu einem harmonischen Gesamtwerk miteinander verknüpft werden.
Anlass für das Johannes-Butzbach-Gymnasium, die »chinesische Nachtigall« auf die Bühne zu bringen, ist der Besuch von Schülern aus der Partnerschule der Tongji-Universität Shanghai in der letzten Schulwoche des Jahres und stellt den Höhepunkt des diesjährigen Austausches dar.
Große Herausforderungen
Die geplante Aufführung beinhaltet zahlreiche Besonderheiten, welche die Mitwirkenden vor große Herausforderungen stellte, diese Inszenierung aber auch zu etwas ganz Besonderen machen. So wurden im Wahlunterricht Chinesisch unter Anleitung von Jingwen Liu-Rieger einzelne Lieder und Texte des Stückes ins Chinesische übersetzt und einstudiert, damit am Aufführungsabend die chinesischen Gäste einige Szenen in ihrer Heimatsprache erleben können. Wer bei der Inszenierung Fantasiekostüme und ein Bühnenbild erwartet, die dem landläufigen Klischee chinesischer Kultur entsprechen, wird enttäuscht werden.
Kostüme mit Bedeutung
Der Anspruch dieser Aufführung ist ein anderer, denn besonderen Wert legten die Verantwortlichen auf Authentizität bei der Umsetzung des Musicals. So stammen die Kostüme direkt aus China beziehungsweise wurden nach original chinesischen Vorbildern angefertigt. Jeder Hut, jedes Kleidungsstück ebenso wie die verwendeten Schriftzeichen haben eine historische Bedeutung und entsprechen bis ins Detail den chinesischen Originalen.
Beim musikalischen Arrangement kann man fast schon von einer kleinen »Uraufführung« sprechen. Zwar wurden vom Verlag die Dateien für das Notenmaterial käuflich erworben, doch haben die Oberstufenschüler des Grundkurses Orchester mittels spezieller Computerprogramme ein eigenes Arrangement erstellt, das für die Instrumentalbesetzung der Schulband quasi maßgeschneidert wurde.
Nahezu 100 Schüler sind bei den Vorbereitungen und bei der Aufführung vor und hinter der Bühne beteiligt. Im Musik-, Kunst-, Deutsch-, Sport- und Chinesischunterricht erarbeitete sich die Klasse 7a beziehungsweise Schüler des Wahlunterrichts Chinesisch Schauspielszenen, Tanz, Bühnenbild und Kostüme. Die Klassen 5a und 5b kommen als Chor zum Einsatz, die Instrumentalisten stammen aus der Oberstufe Q11.
Einem Lehrerteam unter der Gesamtleitung von Martina Gronemann ist es in monatelanger Vorbereitung gelungen, all die verschiedenen Einzelleistungen zu einem harmonischen Ganzen zusammenzuführen, so dass die Zuschauer auf das gespannt sein dürfen, was sie am 27. Juli am Johannes-Butzbach-Gymnasium erwartet. Der Eintritt ist frei, bei schlechtem Wetter findet die Aufführung in der Aula der Schule statt.
(Bote vom Untermain vom 23.07.2011)