JBG Miltenberg: Emilia in Würzburg

„Eine Theaterinszenierung kann durchaus eine ganz neue Perspektive auf ein scheinbar vollkommen bekanntes Werk eröffnen“, resümierte der Schulleiter des Johannes-Butzbach-Gymnasiums Miltenberg, Ansgar Stich, der selbst Deutschlehrer ist, anhand der Berichte von der Theaterfahrt der Q11 nach Würzburg. Deutschlehrer Jakob Link hatte eine Sondervorstellung von Lessings Bürgerlichem Trauerspiel „Emilia Galotti“ in einer Inszenierung von Sigrid Herzog am dortigen Stadttheater organisiert, die gemeinsam mit anderen Schülerinnen und Schülern, u. a. des Gymnasiums Haßfurt, besucht wurde. Zusätzlich dabei waren neben den Jugendlichen auch die Lehrkräfte Christiane Kühl, Ursula Lehmann, Jürgen Maresch und Katharina Menne-Beck. Die Meinung über die Inszenierung war hinterher durchaus geteilt, da auch inhaltliche Aspekte z. B. hinsichtlich der zentralen Liebesgeschichte von der literarischen Vorlage abwichen. Unbestritten war aber dennoch, dass Theater sich natürlich die Freiheit zur eigenwilligen und eigenständigen Inszenierung nehmen kann. Die Vorstellung wurde von der Theaterpädagogik des Mainfrankentheaters eigens für Schülerinnen und Schüler umliegender Gymnasien im Kleinen Haus des Theaters initiiert. Die Uraufführung „der Emilia“ fand in Braunschweig im Jahre 1772 statt. Deutschlehrer Jürgen Maresch ordnete ein, indem er feststellte: „Nach über 250 Jahren behandelt es immer noch aktuelle Themen und Fragestellungen wie die Frage nach Schuld, Werten und Verantwortung.“ Thema und Stoff des Stückes waren den Jugendlichen bereits aus dem Unterricht bekannt. Dort hatten sie sich über mehrere Schulstunden theoretisch mit dem Drama auseinandergesetzt, um nun die Umsetzung des Werks auf der Theaterbühne mit Kulisse und Schauspielerinnen sowie Schauspielern zu erleben. Der Regisseurin gelang es, den Spannungsbogen für die fast 300 Schülerinnen und Schüler im Zuschauerraum über das ganze Stück hinweg, immerhin mehr als zwei Stunden, aufrechtzuerhalten. Die Inszenierung war schlicht und modern gehalten mit zeitgenössischen Kostümen. Beeindruckend waren neben der schauspielerischen Leistung auch die eingesetzten Lichteffekte, die in der Mitte der Bühne stehende Wand, welche immer wieder ihre Position änderte und neue Blickwinkel auf das Geschehen ermöglichte, und die eingesetzte Musik. „Das war ein gelungener Einblick in die Theaterarbeit. Der Deutschunterricht wird bereichert durch Theaterbesuche, egal, ob diese nun eher gefällig oder auch eher sperrig daherkommen“, umschrieb Stich den großen Nutzen derartiger Aktivitäten der Deutsch-Fachschaft und schob nach: „Wer weiß, wie oft heutige Jugendliche ohne den Anschub durch die Schule ins Theater kämen. Da ginge ohne das Engagement unserer Deutschlehrkräfte einiges an Kultur verloren.“

(Christoph Grein)