Poesie im Wald über Miltenberg: Klasse 10Ea stellt Literaturprojekt vor

„Und die Welt hebt an zu singen, triffst du auf das Zauberwort“: Diesem Gedanken des Lyrikers Eichendorff haben sich neun Schüler*innen der 10. Jahrgangsstufe des Miltenberger Johannes-Butzbach-Gymnasiums mit ihrem Deutschlehrer Jakob Link verschrieben, die in den Dialog mit Werken der Literaturgeschichte traten und diese in einem gemeinsamen Projekt auf kreative und vielseitige Weise aufbereiteten.

Die Schüler*innen folgten dabei der These Eichendorffs, dass sich eine neue Perspektive auf Welt und Zeit eröffnet, wann immer die Begegnung mit dem „Zauberwort“ stattfindet. Aufbauend auf dem im Unterricht erworbenen Wissen setzten sich die Schüler*innen mit der Deutung von Naturmotiven und deren Symbolik auseinander, wandten ihre Kenntnisse auf selbst gewählte Werke der Literaturgeschichte an und verarbeiteten diese in Form selbst verfasster Naturlyrik, als anregender Impuls oder inspirierend-meditative Betrachtung kreativ weiter. Damit sensibilisieren sie zugleich für die Bewahrung von Natur und Umwelt als schützenswerte Rückzugswelten. 

Bei der Gestaltung ihrer Werke galt die besondere Aufmerksamkeit der Jugendlichen der bewussten Wahrnehmung von Natur und Jahreszeit. Eigenständig durchstöberten sie Anthologien verschiedenster Epochen und stellten fest, dass die oftmals für abstrakt gehaltene Literatur es ermöglicht, Gedanken, Gefühlen und Wahrnehmungen plastisch Ausdruck zu verleihen. Das Projekt zeigt dabei, dass dem praxisorientierten Lernen am Johannes-Butzbach-Gymnasium ein hoher Stellenwert zukommt: Mit der Beratung von Deutschlehrer Link erarbeiteten die Schüler*innen ihre Werke von der Literaturrecherche bis zum fertigen Produkt selbstständig, reflektierten über die Verwendung rhetorischer Mittel und erwarben durch die praktische Arbeit wertvolle Sprachkompetenzen.

Die mit hohem sprachlichen Geschick verfassten Produkte wurden auf Tafeln aus Recyclingmaterialien gedruckt und bereichern den am Ottostein beginnenden Kunstpfad, wo sie von den Gymnasiast*innen, Deutschlehrer Jakob Link, Bürgermeister Bernd Kahlert, Förster Friedrich Schöffler, Gästeführerin Dorothea Zöller und Eva Arnold-Link als Vertreterin von DREI AM MAIN angebracht wurden.

Der Miltenberger Kunstpfad macht somit Naturlyrik unmittelbar an ihrem Ursprung erfahrbar: Ein Spaziergang in den „3 im Wald“ über den Dächern Miltenbergs lädt dazu ein, die Sinneswahrnehmungen, die Flora und Fauna bieten, bewusst wahrzunehmen, Entschleunigung zu erfahren und mit den Werken der Schüler*innen als Wegbegleiter nachzuspüren, wie sich Literatur und Natur zu einer einzigartigen Symbiose vereinen: inspirierend, augenöffnend, stimmungsvoll. 

(Jakob Link; Foto: Anja Keilbach)