Die Simpsons als Spiegelbild der amerikanischen Kultur: Vortrag von Dr. Markus Hünemörder am JBG

Einen Vortrag besonderer Art durften die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 11, Q 11 und Q 12 genießen:  75 Minuten „English only“ und dabei die amerikanische Gesellschaft einmal aus einer anderen Perspektive erleben, nämlich durch die Brille der Simpsons. Seit ihren Anfängen 1989 hat sich die US-Zeichentrickserie zu einem der erfolgreichsten Produkte amerikanischer Pop-Kultur entwickelt und beinhaltet so viel mehr als man auf den ersten Blick vermuten mag.

In seinem kurzweiligen Vortrag gewährte Dr. Markus Hünemörder, Historiker und Amerikaexperte an der LMU München, in gut verständlichem amerikanischem Englisch einen faszinierenden Einblick in die weltweit bekannteste Satire auf die amerikanische Gesellschaft, Kultur und Politik. Anhand verschiedener Videoclip-Ausschnitte lieferte er den Beweis dafür, dass beinahe alle gesellschaftlich relevanten Aspekte schon einmal in der langlebigsten Serie im amerikanischen Fernsehen thematisiert worden sind: vom Demokratieverständnis der Amerikaner über die Einwanderungs-politik der US-Regierung und die Klassenunterschiede bis hin zu den Themen Klimaerwärmung, Geschlechterfrage bzw. Geschlechtsidentitäten, Feminismus und zur Diskussion über den Schusswaffengebrauch.

Der Bezug zur aktuellen Politik war schon immer ein zentraler Baustein der Episoden. Deutlich Stellung bezogen die Simpsons gegenüber Donald Trump – dabei spielten sie bereits im Jahr 2000 mit der Vorstellung, welche Folgen eine Präsidentschaft Trumps für die USA haben könnte. In den Wahlkämpfen 2016 und 2020 zeigten die Macher der Simpsons klar, dass sie Trump kritisch gegenüberstehen. Doch auch sie selbst sind nicht frei von Kritik: als eine Debatte darüber aufkam, wie die Figur des „Apu“, eines Einwohners in Springfield mit Wurzeln in Indien, korrekt und weniger stereotyp darzustellen und vor allem zu sprechen sei, blieben sie eher vage in ihren Aussagen und Änderungen.

Auch wenn, so Herr Dr. Hünemörder, die Serie in den letzten Jahren, besonders nach dem Kauf des Haussenders Fox durch Disney, an politischer Schärfe verloren hat und eher die moderne Popkultur parodiert, so ist es jedoch der Verdienst der Produzenten, das Fernsehen um ein neues Genre bereichert zu haben: um das der satirischen Zeichentrickserie. Sie ist fester Bestandteil der US-amerikanischen Kultur geworden, besonders dank ihrer Fähigkeit, die Zukunft in der Gegenwart abzubilden: was heute absurd oder undenkbar erscheint, ist morgen schon normal und Mainstream.

Der Vortrag war eine sehr gelungene und informative Möglichkeit auf unterhaltsame Weise ein Bild der amerikanischen Gesellschaft zu zeichnen.

(Simone Weitz)