Zwei Neunte Klassen des Johannes Butzbach Gymnasiums waren auf Einladung der Fünf -Wunden- Bruderschaft in das Franziskushaus, das vormalige Kloster Miltenberg gekommen, um dem 80. Todestag von Pater (Carl) Petrus Mangold zu gedenken, der als Franziskaner und als Präses der Fünf-Wunden-Bruderschaft in Miltenberg gewirkt hat. Pater Mangold war am 18.7.1942 im Konzentrationslager Dachau ums Leben gekommen.

Die Schüler wurden im Franziskussaal, dem alten Refectorium (Speisesaal) der Mönche von den Brudermeistern, Karl-Theodor Zöller und Theo Schäfer, begrüßt. Vom Engelberg gekommen nahm auch der aktuelle Präses der Bruderschaft und Mitbruder, Pater Richard Heßdörfer (OFM), an der Gedenkveranstaltung teil.

Nach einer kurzen Einführung in die Entstehung, in die Geschichte sowie in die Aufgaben der Fünf-Wunden-Bruderschaft, ging man zum eigentlichen Thema über, dem Gedenken an das Leben und Wirken von Pater Mangold und an die Umstände, die zu seinem Tod im Konzentrationslager Dachau führten.

Pater (Carl) Petrus Mangold wurde im Jahr 1889 in Scheinfeld in Mittelfranken in eine katholische Bäckersfamilie geboren. In Bamberg besuchte er das Franziskanergymnasium „Antonianum“ und trat danach sofort in den Franziskanerorden ein. Den ersten Weltkrieg überlebte er mehrfach verwundet in Kriegsgefangenschaft. Nach der Entlassung vollendete er sein Theologiestudium und wurde 1922 zum Priester geweiht.

In der Folge hat er von 1922 bis 1931 in Miltenberg als Franziskaner, als Religionslehrer am Lyzeum der armen Schulschwestern und als Volksmissionar gewirkt. Er wollte in den jungen Menschen das Schöne und das Positive wecken „…. und die Schülerinnen des Lyzeums zu frohen Menschen erziehen, die ihr Vertrauen auf Gott setzten, damit sie ihr Leben meistern…“, wie er es selbst beschrieb. 1931 wurde er aus Miltenberg abberufen und wurde nach Pfreimd in der Oberpfalz versetzt und war dort Guardian des dortigen Klosters.

„Wir beugen uns nicht den Zeitgötzen, wir bleiben Franziskaner“

Mangold war der Auffassung, dass die Freiheit in Ihrer Form der Glaubens- und Gewissensfreiheit das höchste Gut sei, und dass er diese Freiheit am besten durch sein unbedingtes Bekenntnis zu Jesus Christus bewahren könnte. Dies musste ihn zwangläufig ab 1933 in den Konflikt mit den nationalsozialistischen Machthabern bringen. Er grenzte sich und seine Ordensbrüder von der Nationalsozialistischen Gesellschaft ab und später aus ihr aus, indem er nicht ihren Aufforderungen nachkam, und systematisch Ehrenbezeugungen und Zusammenarbeit verweigerte.

Ab 1939 als Berater beim Provinzial der bayerischen Ordensprovinz und ab 1940 als Provinzial der Sudetendeutschen Franziskanerklöster übernahm Pater Petrus weitere exponierte Ordensämter, die das Konfliktpotential noch verstärkten.

„Wenn heute bei der Predigt die Polizei dabei war, dann holen sie mich“

Predigten wurden bespitzelt. Kloster Pfreimd wurde Opfer von Durchsuchungsaktionen der Gestapo. Belastende Dokumente wurden sichergestellt. Er und alle Franziskaner in der Provinz wurden Opfer nationalsozialistischer Schikane.

Am 28. März 1941  erfolgte die Verhaftung in Kloster Mährisch Trübau durch die Gestapo. Die Verhaftung und die Gestapohaft sowie die spätere Internierung waren reine Willkürakte, die noch nicht einmal einen konkreten Anlass hatten. Am 6. Juni 1941 erfolgte die Inhaftierung im KZ Dachau. Pater Petrus Mangold musste bei schlechter Gesundheit Schwerstarbeit leisten. Diese leistete er kurz bis vor seinem Tod. An Entkräftung starb er im KZ Dachau am 18.Juli 1942. Seine Asche wurde von der Lagerleitung in einem Pappkarton an sein Kloster in Pfreimd überstellt. In einen stillen, aufgrund der nationalsozialistischen Willkürakten fast konspirativen und damit als ur-christlich bezeichneten Begräbnis wurde er im Kreis seiner Angehörigen und Ordensbrüder auf dem Klosterfriedhof bestattet.

Im Anschluss an den Vortrag erfolgte das Gedenken an Pater Mangold, das von Elisabeth Leitermann zusammen mit den Schülern und Schülerinnen gestaltet wurde. In elf kurzen Textbeiträgen wurde Pater Petrus Mangold und der Miltenberger Bürger gedacht, die die Menschlichkeit nicht vergessen haben, indem sie, wie Pater Mangold, zivilcouragiert geholfen haben, Leid gelindert haben und möglicherweise noch schlimmeres verhindert haben.

Es schloss sich danach eine durch Dr. Stefan Schüssler gestaltete Führung durch Klosterkirche und Kloster an. Die Schüler hatten dabei die Gelegenheit an der 2007 zur Erinnerung an Pater Mangold am Klosterfriedhof angebrachten Gedenktafel im Gedenken zu verweilen.

(Karl-Theodor Zöller, Brudermeister in “unser Echo”)