Umweltpsychologie am JBG Miltenberg: Professor Jürgen Hellbrück spricht vor und mit der Q11
„Wir brauchen eine emotionale Beziehung zur Natur, denn was man liebt, das bringt man nicht so schnell um!“ Diese Formel ist Organisatorin Claudia Jörg, die neben ihrer Aufgabe als Fachleiterin Chemie die Klima- und Umweltbeauftragte des Johannes-Butzbach-Gymnasiums Miltenberg ist, nach dem Vortrag von Professor Jürgen Hellbrück prägnant in Erinnerung geblieben. Dabei schnupperten die Schülerinnen und Schüler der Qualifikationsstufe 11 nicht nur etwas universitäre Vorlesungsluft, sondern erlebten einen eindrücklichen, anschaulichen und höchst informativen Vortrag zum Thema „Mensch, Natur, Klima – eine Beziehungsgeschichte in 7 Kapiteln“. Diese Kapitel gaben einen Abriss der Menschheitsgeschichte, der verdeutlichte, dass das Verhältnis des Menschen zur Natur im Verlauf der Geschichte zwischen Angst und Hochmut schwankt, dass der menschliche Geist von Katastrophen und Not beflügelt wird und dass Klimaereignisse nicht berechenbar und schon gar nicht vorhersehbar sind. Professor Hellbrück erläuterte zudem eines der erstaunlichsten Ereignisse in der Wissenschaftsgeschichte, nämlich die Entdeckung des Chaos durch den Meteorologen Edward N. Lorenz und dessen Bedeutung für unser Verständnis von Natur und Klima. Sein Vortrag mündete in die Thematisierung des Engagements für Natur- und Klimaschutz und die Beschreibung von Beispielen für die psychologischen Grundlagen von Engagement. Das letzte Kapitel hatte den Titel „Das Ende vom Lied“. Dieses Kapitel sei noch nicht fertig geschrieben, sein Ende noch nicht abzusehen, daher sei es nur ein halbes Kapitel, so der Vortragende. Der ehemalige Schüler des Gymnasiums Miltenberg Jürgen Hellbrück, Jahrgang 1950, verbrachte Kindheit und Jugend in Freudenberg. Er durchlebte viele akademische Stationen, so studierte, forschte und lehrte er in Würzburg, Osaka (Japan), Oldenburg und Konstanz, bis er die erste deutsche Professur für Umweltpsychologie an der Universität Eichstätt-Ingolstadt bis zu seinem Ruhestand 2015 innehatte. Hellbrück ist Fellow der Alexander-von Humboldt-Stiftung und des Hanse-Wissenschaftskollegs, er hat zahlreiche Publikationen über Umweltpsychologie und sein spezielles Forschungsgebiet, die Wirkungen von Lärm, verfasst. Er erhielt mehrere Preise, unter anderem wurde ihm 2022 von der Deutschen Gesellschaft für Akustik die Helmholtz-Medaille für sein Lebenswerk verliehen. Das Schöne sei, so resümierte Schulleiter Ansgar Stich, dass Professor Hellbrück trotz allem positiv und konstruktiv bleibe: „Mir gefällt folgende Aussage besonders und sie gibt uns einen klaren Auftrag: Müssen wir uns Sorgen um die Zukunft machen? Definitiv Ja. Müssen wir verzweifeln? Definitiv Nein.“
(Christoph Grein)