„Da kräht kein Hahn nach dir“

Autorenlesung Harald Grill

 

In ausgesprochen lebendiger, ja oft mitreißender Weise gab am 19. Februar der Schriftsteller Harald Grill unseren Fünftklässern Gelegenheit, an seinem Schaffensprozess teilzuhaben. Dabei war es für Herrn Grill ein echtes Herzensanliegen, unseren Schülern sein Verständnis von „Dichtung“ und „Wahrheit“ zu erläutern. Für ihn ist nicht die Phantasie der Ausgangspunkt, sondern die genaue Beobachtung seiner Umgebung. Der kreative Akt bestehe dann darin, die gesammelten Bausteine miteinander zu verknüpfen. Am Beispiel seiner Erzählung „Da kräht kein Hahn nach dir“ zeigte Herr Grill, wie er den Stoff für seine Erzählung nicht er-, sondern gefunden hat und wie er so nach und nach viele Mosaiksteine gesammelt hat, die sich in seinem Kopf, vor allem aber an der Wäscheleine seines Arbeitszimmers zu einem komplexen Gebilde ausweiteten. Das eigentliche Schreiben sei dann für den Schriftsteller der letzte Schritt, aber auch „der schlimmste“. Erst nach zwei Jahren und zwölf Fassungen habe er dann den Text dem Verlag übergeben.

Die Schüler nutzten die Gelegenheit dem Autor Fragen zu stellen, sehr intensiv:

  • Wie viel Geld bekommen Sie für die verkauften Bücher? (Antwort: bei einem Taschenbuch ca. 30 Cent pro Exemplar)
  • Wie verdienen Sie dann genug Geld? (Antwort: Lesereisen und Arbeiten für Zeitungen, Radio und Fernsehen)
  • Wer sagt Ihnen am ehrlichsten, was an ihren Büchern schlecht ist? (Antwort: meine Frau)
  • Wer ist für die Gestaltung des Buchumschlags zuständig? (Antwort: der Verlag)

Dass eine Klasse im Vorfeld Grills Erzählung gelesen hatte und kreative Vorschläge für die Gestaltung des Umschlags einer künftigen Neuauflage präsentierte, gab der Veranstaltung eine besondere Note. Ein tolles Erlebnis für unsere Schüler und ein lebendiges Stück Leseerziehung!

(Roland Specht)

Fotos: Simon Köhler