Cabutzino-Chefredakteure Marco Bretzigheimer und Fabian Schuch interviewen Bundesinnenminister Friedrich

Wenn Schüler von politischen Geschehnissen erfahren, dann häufig nur über das Fernsehen oder andere öffentliche Medien, was auch eine Ursache für das politische Desinteresse der Jugend darstellt. In diesem Fall aber hatten Schüler die Möglichkeit, Politik hautnah mitzuerleben. So besuchten Fabian Schuch aus Mönchberg und Marco Bretzigheimer aus Großheubach vom Johannes-Butzbach-Gymnasium in Miltenberg im Rahmen des Projekts ,,Jugendpressetag/Schule im BMI“, veranstaltet vom Bundesministerium des Innern, Bundesminister Dr. Hans-Peter Friedrich, um ihn zu interviewen. Das zum zweiten Mal veranstaltete Projekt stand unter dem Thema ,,Deutsch-Tschechische Zusammenarbeit im Kampf gegen Grenzkriminalität“. Doch Politik ist für die 16- und 14-jährigen Schüler keinesfalls Nebensache. Neben ihrer langjährigen Tätigkeit als Chefredakteure der Schülerzeitung ,,Cabutzino“ engagieren sie sich ebenfalls politisch in der Jungen Union.

Am 06.03.2013 wurde den Schülern im Bundesministerium des Innern in Berlin die Aktualität und Brisanz des Themas, das vor allem den Drogenhandel im deutsch-tschechischen Grenzgebiet umfasst, nahegelegt. So ist vordergründig beim Handel mit der Synthetikdroge Chrystal-Meth ein rasanter Anstieg festzustellen. Zu Beginn des Projekts stand die große Wichtigkeit der Öffentlichkeitsarbeit des Ministeriums im Vordergrund, wobei auch klar wurde, dass ein Besuch des Ministers keinesfalls als Regelfall gilt. Neben dieser Thematik bekamen die Schüler sehr viele wissenswerte Informationen an die Hand, wie, dass das Gebäude des Ministeriums gemietet ist und nur zu 70 % vom Bund beansprucht wird. Schnell stellte sich den Teilnehmern die Frage, wie der Minister überhaupt anzureden ist. Unter anderem diese Antwort, nämlich Herr Bundesminister, wurde bei einem Einblick in das innerstaatliche Protokoll gegeben. Anschließend wurde eine Pressekonferenz mit einigen Fragen hinsichtlich des Hofer Dialogs, eine Initiative zur engeren Zusammenarbeit der deutschen und tschechischen Behörden, durchgeführt. Konkret sieht die Zusammenarbeit gemeinsame Streifen im Grenzgebiet und Maßnahmen zu einer flexiblen Einsatzkoordination vor. Bei der Konferenz wurden die Erfolge beim Kampf gegen Drogenschmuggel betont, aber es kamen auch durchaus kritische Töne zur Ansprache.

Nach einer kurzen Mittagspause wechselten die Schüler vom Besucherzentrum in die Büros der Führung des Innenministeriums, um in einem ausführlichen Gespräch den Bundesinnenminister ihre Fragen zu stellen. In einer kurzen Einführung betonte Friedrich die enorme Wichtigkeit redaktioneller Arbeit im Schulalltag und des politischen Engagements. Er selbst war seinerzeit Mitbegründer und Chefredakteur einer Schülerzeitung und hat gerade deshalb noch heute einen besonderen Bezug zur jungen Generation. Zum Thema vertritt Friedrich die Meinung, dass gerade durch den Beitritt der ehemaligen Ostblockländer zur EU sich Grenzen auftäten und einige organisierte Kriminelle diese Nahtstellen immer wieder missbrauchten. Dagegen vorzugehen sei das Innenministerium, das den Zusammenhalt der Gesellschaft zu garantieren habe, in der Pflicht. Deshalb müssten die regionalen Probleme, die hauptsächlich in Ostbayern präsent sind, auch vor Ort gelöst werden und er verbat sich eine zu starke Einmischung seitens der EU. Im Gespräch hob er hervor, dass das Problem zudem an der Wurzel in Tschechien angegangen werden müsse, um wirkungsvoll Grenzkriminalität eindämmen zu können. Auch Friedrich selbst fing im Alter von 16 Jahren an zu rauchen, weshalb er das Überwinden der Sucht heute noch als seinen größten Erfolg bezeichnet.

Als Fazit dieses interessanten Projekts konnten wir hautnah feststellen, dass Politik keineswegs eine realitätsferne und abgehobene Veranstaltung ist, sondern vielmehr der Einbezug der Gesellschaft elementar ist und gar persönliche und bereichernde Erlebnisse bietet.

Das Interview

Was halten Sie davon, Drogen zu legalisieren?

Ich halte gar nichts davon. Die Gefahr von Drogen darf nicht unterschätzt werden. Drogen sind Teufelszeug, deren physische und psychische Wirkungen enorm sind.

Sehen Sie keine positiven Aspekte bei einer Legalisierung, wie zum Beispiel das Zusammenbrechen des Marktes?

Ich halte nichts von Verharmlosungen. Die Drogen, die heutzutage angeboten werden, sind viel aggressiver und setzen dem Körper brutaler zu als das noch vor 20 oder 30 Jahren der Fall war. Deshalb dürfen wir dieses Thema nicht relativieren und ich denke, dass eine Legalisierung zu einer Verharmlosung beitragen würde.

Ermöglichen die Schengener Beschlüsse Drogenhändlern zu viele Möglichkeiten und ist das Abkommen so nicht Initiator der Grenzkriminalität?

Das Schengener Abkommen verändert natürlich die Arbeitsweise der Polizei, das heißt man hatte vorher Grenzkontrollen, bei denen man sehr systematisch jeden Einzelnen kontrollierte. Deswegen war natürlich die große Sorge, dass nach diesem Wegfall die Kriminalität explosionsartig ansteigt. Warum ist es nicht passiert? Weil sich herausgestellt hat, dass die Polizei im 30 Kilometer-Radius sehr flexibel und lageangepasst kontrollieren kann. Während der Kriminelle früher wusste, dass, wenn er durch die Grenze durch ist, er es geschafft hat, muss er jetzt damit rechnen, dass er von Eger bis Würzburg in eine Polizeikontrolle kommen kann.

Glauben Sie, dass das Bewusstsein für die Crystal-Problematik auch in anderen Parteien so stark vorhanden ist, wie in der CDU/CSU?

Bei diesem Problem geht es nicht um Parteipolitik. Wer irgendwo Verantwortung hat und mit Problemen konfrontiert wird, der will alles tun, um die Probleme zu lösen. Ich habe also nicht festgestellt, dass es hier parteipolitische Unterschiede gibt.

Findet Crystal aufgrund der höheren Gewaltbereitschaft der Konsumenten auch Einsatz bei Hooligans?

Im Umfeld der Fußballkriminalität stellen wir vor allem fest, dass Alkohol ein riesiges Problem ist. Und bei manchen Menschen führt übermäßiger Alkoholkonsum dazu, dass sie gewalttätig werden. Das ist die große Herausforderung: die Gewaltbereiten, vollgepumpt mit Alkohol, am Wochenende von den Fußballplätzen fernzuhalten.
Die anderen Rauschmittel werden überwiegend auf Partys und in Discos genommen – dann bleibt man z. B. länger wach, hat Halluzinationen, fühlt sich erst einmal ganz toll, ohne zu merken, wie dieses Zeug den Körper und die Seele zerstört. Denn die Schäden kommen ja oftmals schleichend. Aufklärung ist also das zentrale Thema.

(Autoren: Marco Bretzigheimer, Fabian Schuch)