Vom Franziskaner-Gymnasium zum Johannes-Butzbach-Gymnasium

“… QUAMQUAM ENIM OMNIUM STUDIORUM NOSTRORUM DIVINA SAPIENTIA FINIS EST, NON TAMEN LIBERALIUM ARTIUM STUDIUM EST SUPERVACANEUM, IMMO … PERMAXIME ANTE STUDIUM THEOLOGIAE NECESSARIUM.”

Johannes Butzbach, Makrostrana 1508

“… Obwohl nämlich das Ziel all unserer Studien die göttliche Weisheit ist,

so ist doch das Studium der Freien Künste nicht überflüssig, im Gegenteil:

Es ist vor dem Studium der Gottesgelehrtheit besonders notwendig.”

Johannes Butzbach, Makrostrana 1508

Mittelalter
Vorläufer und Vorschule: Die Lateinschule

deutsche und lateinische Schule (Volksschule) in Miltenberg,
Ausbildung von Knaben für den lateinischen Chorgesang und die Teilnahme an der Liturgie

1.11.1700
Die Einrichtung des Gymnasiums

Beginn des Unterrichtsbetriebs am Gymnasium Miltenberg im Spital in der Manggasse 8.
Erster Gymnasiallehrer: (wahrscheinlich) Pater Antonius Boxberger.
Zunächst nur 3 Klassen (Infina, Sekunda, Syntaxis),
seit 1707 kamen die Klasse 4 (Poetica) und 5 (Rhetorica) hinzu

21.2.1701
Weiterer Ausbau

Vertrag zwischen dem Magistrat und dem Franziskanerorden:
Entgelt für den Unterricht am Gymnasium jährlich drei Eimer Wein (je 88,66 Liter) und 75 Gulden.

1753
Weiterer Ausbau

Umzug der Schule in die Waag, das heutige Alte Rathaus.
Drei Schulräume, keine Aborte.

Ab 1783
Weiterer Ausbau​

Umsetzung der Schulreform im Kurstaat Mainz:
Auf die lateinische Trivialschule mit zwei Jahrgängen folgt das Gymnasium mit vier Klassen,
insgesamt gab es fünfzig Schüler.
Erstmals ein weltlicher Lehrer

1805 - 1880
Weiterer Ausbau​​

Unterricht im Kloster in drei Lehrzimmern ohne Nebenraum,
(erstmals ein Abort vorhanden).

1805 - 1880
Weiterer Ausbau​​

Unterricht im Kloster in drei Lehrzimmern ohne Nebenraum,
(erstmals ein Abort vorhanden).

1880 - 1911
Weiterer Ausbau​​​

Unterricht im alten Volksschulgebäude neben der Pfarrkirche;
eine Klasse bleibt im Kloster

1803
Unter fünf Landesherrn

Zerstückelung des Kurfürstentums Mainz;
Miltenberg kommt unter die Herrschaft des souveränen Fürsten zu Leiningen in Amorbach.
Das Gymnasium wird für 1 Jahr zu einer hohen literarischen Anstalt (= Universität).

1806
Unter fünf Landesherrn​

Übergang der Herrschaft auf das Großherzogtum Baden.
Entzug der finanziellen Grundlage.

1810
Unter fünf Landesherrn​

Übergang der Herrschaft auf das Großherzogtum Hessen.
Einstellung der Zahlungen, Schließung der staatlichen Schule (1813).

11.7.1816
Unter fünf Landesherrn​

Miltenberg durch den Territorialrezess dem Königreich Bayern zugeschlagen.

1.10.1817
Unter fünf Landesherrn​​

Schließung des alten Franziskanergymnasiums.
Privatunterricht zur Prüfungsvorbereitung.

1.11.1824
Die Königlich Bayerische Lateinschule

Genehmigung einer lateinische Schule mit 28 Schülern in zwei Klassen.
(Finanzierung aus dem Wohltätigkeitsfond aus dem hinterlassenen Vermögen der Geschwister Bischoff.)

1830
Die Königlich Bayerische Lateinschule

Die Lateinische Schule zu Miltenberg wird staatlich anerkannt und unter die Oberaufsicht der Regierung in Würzburg gestellt.

1874/75
Die Königlich Bayerische Lateinschule

Schulreform in Bayern:
den Lateinschulen und Gymnasien wird eine "1. Classe neuer Formation" vor die unterste gelegt.
Die Miltenberger Lateinschule hat nun fünf statt vier Klassen.
Einführung einer Aufnahmeprüfung (Religion, Deutsch, Rechnen)

1867
"Humanisten" contra "Realisten"

Hermann Trotter gründet eine private Real- und Handelsschule,
Auseinandersetzung zwischen Humanisten und Realisten,
die seit 1892 ins Auge gefasste Errichtung eines Progymnasiums wird um zehn Jahre verschoben.

1901
Das Progymnasium

Erstmals ein geprüfter Gymnasiallehrer für Mathematik in Miltenberg (Friedrich Lötz),
ihm folgt 1902 Vincent Schmitt.

15.8.1902
Das Progymnasium

Der Magistrat der Stadt Miltenberg entscheidet sich für die Errichtung eines Progymnasiums.
Die fünfklassige Lateinschule wird ab dem 1. 9. 1902 in ein sechsklassiges Königliches Progymnasium umgewandelt.
Erster Leiter der Schule als Königlicher Rektor wurde der bisherige Subrektor der Lateinschule, Rupert Poiger.
Er und fünf andere Gymnasiallehrer, darunter stets einer für Mathematik und Arithmetik, waren die Ordinarien für die Klassen I bis VI.

29.11.1909
Das Progymnasium

Erster Spatenstich für das vom Stadtbaumeister Ludwig Frosch auf der sog. Rebschule an der Luitpoldstraße geplante neue Schulgebäude.

18.11.1911
Das Progymnasium

Einweihung des neue Gebäudes für das Kgl. Progymnasium,
sechs Klassen, 85 Schülerinnen und Schüler und 13 Lehrer.
Einziger Mangel: fehlende Turnhalle.

1.5.1922
Das Progymnasium

Vereinigung der Handelsschule mit dem Progymnasium, neue Bezeichnung:
"Progymnasium mit Realschule Miltenberg am Main".
Steigende Schülerzahlen: 1923/24 bereits 158 Schüler.

1926
Das Progymnasium

Teilweise Verlegung des Würzburger Kilianeums nach Miltenberg durch das bischöfliche Ordinariat.
(Neubau 1927)
Im Schuljahr 1927/28 schnellt die Zahl der Schüler von knapp 200 auf 292,
dann auf über 300 (= stärkste sechsklassige hohe Schule in Bayern);
Forderung nach Vollausbau.

1924
Die Schule im NS-Staat

Bis zum Ende des Schuljahres 1937/38 leitet Dr. Valentin Henselmanns die Schule.
Danach Zwangsversetzung wegen "politischer Unzuverlässigkeit" als Konrektor an das Alte Gymnasium in Würzburg.

27.3.1939
Die Schule im NS-Staat​

Studienrat Josef Ullrich Nachfolger in der Schulleitung,
Kilianeum von der Stadt "übernommen" und in ein der NS-Erziehung dienendes "Deutsches Schülerheim" umgewandelt.

Ausgrenzung der jüdischen Schüler (1936/37 war die Schule "judenfrei").
Auch die Mädchen werden benachteiligt (höhere Anforderungen; Aufnahme in die Obersekunda nur nach Prüfung über Hausfrauenarbeit).

1938/39
NS-Schulreformen

Das Progymnasium wird in eine fünfklassige Oberschule umgewandelt;
Erhebung zur Vollanstalt.

1.4.1939
NS-Schulreformen​

Eine sechsklassige Aufbauschule (nach der 6. Klasse Volksschule) mit Berechtigung zum Hochschulstudium wird aufgebaut.

1941
NS-Schulreformen​​

Reichsweit einheitliche achtklassige Oberschule eingeführt.
Mit dem Schuljahr 1941/42 gibt es unter dem Dach des Miltenberger Gymnasiums vier verschiedene Schulformen:
Einmal die beginnende achtklassige Oberschule, dann werden vier Jahrgänge der alten Aufbauschule weitergeführt und schließlich sind da auch noch die Schülerinnen und Schüler der Gymnasial- und Realklassen, die bis 1937 in die Schule eingetreten waren.
Ziel der Reform: Zerschlagung des alten Systems der hohen Schule.

1942
NS-Schulreformen​​​

Erster Abiturientenjahrgang;
Einberufung zum Arbeits- oder Wehrdienst bzw. als Schulhelferinnen in die besetzten Gebiete im Osten.
Zuerkennung der Hochschulreife ohne Prüfung.

März 1943
NS-Schulreformen​​​​

Erste Reifeprüfung (1 Schüler, 2 Schülerinnen)

1943
NS-Schulreformen​​​​​

3 Gefallene im Abiturjahrgang

Januar 1945
Auswirkungen des Krieges

Rekordzahl von 664 Schülern, darunter 239 Mädchen, viele Evakuierte.
Mangel an Lehrkräften. Raumnot

22.2.1945
Auswirkungen des Krieges​

Störung des Unterrichtsbetriebes durch Luftangriffe.
Bei einem Angriff auf Miltenberg kommen drei Schüler in der Düsseldorfer Siedlung rechts des Mains zu Tode.
Schülerheim und Schule werden Reserve-Lazarett.

22.3.1945
Auswirkungen des Krieges​

Wegen Annäherung der Front Einstellung des Schulbetriebs.

4.12.1945
Der Wiederbeginn

Wiederaufnahme des Schulbetriebs mit fünf Lehrern, kommissarischer Leiter Johann Schwegler (67 Jahre alt)
Name: "Oberschule für Jungen".
500 Schüler werden unterrichtet.
Wiedereröffnung des Kilianeums.

1945/46
Der Wiederbeginn​

611 Schüler, davon 121 Mädchen.

3.2.1947
Der Wiederbeginn​​

Aus Mangel an Heizmaterial Verlängerung der Weihnachtsferien bis zu diesem Tage.

22.10.1946
Der Wiederbeginn

Bezeichnung "Gymnasium mit Oberrealschule, Oberschule im Abbau"

Schuljahr 1946/47
Der Wiederbeginn​

2 Reifeprüfungen

seit 08.01.1947
Der Wiederbeginn​

OStD Karl Pfändtner als hauptamtlicher Schulleiter.

nach 1945
dreizügiges Gymnasium

Das Gymnasium Miltenberg, das sich traditionell als Doppelanstalt verstand (Gymnasium mit Oberrealschule), ist seit seiner Wiedereröffnung nach dem II. Weltkrieg ein humanistisches, neusprachliches und mathematisch - naturwissenschaftliches Gymnasium.

1948
Mehrere Standorte

642 Schüler, Unterricht im Schulgebäude, drei Lehrsäle im Kilianeum bzw. im Institut der Armen Schulschwestern.

01.03.1951/52
Die Überwindung der Raumnot​

Neubau eines Gymnasium-Gebäudes in der Luitpoldstraße mit u.a. sechs Klassenräumen für die Oberstufe. Einweihung durch Bischof Julius Döpfner.

31. 12. 1963
neuer Sachaufwandsträger

Übereignung der Schule von der Stadt an den Landkreis als dem zukünftigen Träger des Sachaufwandes.

1964
Planung eines Neubaus

Architekturwettbewerb für einen Neubau;
1. Preis: Jörg Gründel, Würzburg.
Kostenvoranschlag 7,83 Millionen Mark.

15.11.1965
Erster Spatenstich in Miltenberg-Nord

Beginn mit dem Erdaushub auf dem neuen Schulgelände

04.03.1966
Johannes-Butzbach-Gymnasium

Das Miltenberger Gymnasium wird in Johannes-Butzbach-Gymnasium Miltenberg umbenannt.

26. - 28. Feb. 1968
Umzug in die neue Schule

Am 29. 02. 1968 vermerkt der Schulleiter Dr. Latsch: "Beginn im neuen Haus."
Die Schule hat 707 Schüler.
Die Schülerzahlen steigen weiter an; sie erreichen 1977 mit 913 Schüler einen Höchststand.

1975/76
Kurssystem

Vorgezogene Einführung der Kollegstufe.

23.09.1981
Erweiterung

Inbetriebnahme des Erweiterungsbaus mit weiteren Fachräumen für die Naturwissenschaften und einer Bibliothek

1998
Computerraum

Einrichtung eines Computerraums

30.6.1983
Schließung des Kilianeums

Die Schließung des katholischen Internats entzieht dem humanistischen Gymnasium den Boden

2000
Veränderungen

Die Schule wird für die nationale und internationale PISA-Studie ausgewählt und erzielt dabei herausragende Ergebnisse.

2001/2002
Betriebspraktikum

Die Schülerinnen und Schüler der 9. Klassen absolvieren erstmals ein Berufspraktikum in Betrieben der Umgebung.

2003
Musical-Projekt

Aufführung des Musicals "Linie 1". Tänzerinnen, Schauspieler und Musiker lassen das Berliner Undergroundmilieu in der Mittelmühle zum Leben erwachen.

2001
Musicalprojekt

Aufführung des Musicals "Tanz der Vampire". Mehr als 300 Schülerinnen und Schüler beteiligen sich mit ihren Lehrern an diesem Projekt.

Juli 2004
Veränderungen in der Schulleitung

OStD Dietmar Andre und StD Rüdiger Horner werden in den verdienten Ruhestand verabschiedet. OStD Joachim Fertig und StD Ekkehart Schaefer übernehmen die Schulleitung.

2004/2005
Einführung des G8

Nach der Landtagswahl im Herbst 2003 beschließt die Landesregierung die rückwirkende Einführung des achtjährigen Gymnasiums: Die ursprünglich für das G9 angemeldeten Schüler werden das Abitur nun bereits nach acht Jahren ablegen.

Sep. 2006
Bezug des Erweiterungsbau

In Richtung Sportgelände entsteht ein Erweiterungsbau für die Nachmittagsbetreuung (Aktivraum mit Kletterwand, Hausaufgabenräume, Computerraum) inkl. barrierefreiem Zugang zur neuen Cafeteria im ehemaligen Gymnastikraum. Die vier darüber liegenden Klassenzimmer werden ebenfalls umfassend renoviert. Ein Jahr später folgen die Klassenzimmer im zweiten Stock

Sept. 2008
Wechsel in der Schulleitung

StD Hartmut Beil wird ständiger Stellvertreter des Schulleiters

2011
Doppelter Abiturjahrgang

Der letzte Jahrgang des neunjährigen und der erste des achtjährigen Gymnasiums legen das Abitur ab.

2012
Musisches Gymnasium

Mit dem Musischen Gymnasium erhält das JBG seine dritte Ausbildungsrichtung.

Sep. 2013
Profilerweiterung: Spanisch

Die Schule erweitert ihr sprachliches Profil und bietet nun Spanisch als spätbeginnende Fremdsprache ab der 10. Jahrgangsstufe an.

März 2014
Leitbild

Die Schulfamilie formuliert im Rahmen eines "World-Café"-Prozesses, einer speziellen Kommunikationsmethode, ihr eigenes Leitbild.

Sommer 2015
Start der Generalsanierung

Nach langjähriger Planungsphase beginnt in den Sommerferien die Generalsanierung, die innerhalb von vier Bauabschnitte erfolgen soll. Der Schulbetrieb wird in den jeweils anderen und teilweise umfunktionierten Gebäudeteilen weitergeführt.

Sep. 2015
Start des Modellversuchs "Mittelstufe Plus"

Das JBG wird vom Kultusministerium als Modellschule für das Projekt ausgewählt. Ab der 8. Jahrgangsstufe ist es möglich, die Mittelstufe in 4 statt in 3 Jahren und mit gedehnten Lehrplänen zu durchlaufen. Nach dem Ende des Modellversuchs und der Rückkehr Bayerns zum 9-jährigen Gymnasium kann die Schule das Projekt für die verbleibenden G8-Jahrgänge weiterführen. Dies führt im Jahr 2024/25 zu einem doppelten Abiturjahrgang.

Sept. 2016
Neuer Stellvertreter

StD Ansgar Stich wird Ständiger Stellvertreter des Schulleiters

Sep. 2016
Spanisch als 3. Fremdsprache

Als Alternative zu Französisch kann nun auch Spanisch im sprachlichen Zweig gewählt werden. 

Nov. 2016
600. Todestag von Johannes Butzbach

Am 26.12.1516 verstarb Johannes Butzbach im Kloster Maria Laach. Aus diesem Anlass rief die Schule ein Butzbach-Jahr aus. Höhepunkt der vielen Veranstaltungen war ein Festakt am 10. November im Alten Rathaus mit Festredner Pater Petrus Nowack, dem Cellerar des Klosters Maria Laach, dessen Prior Johannes Butzbach einst war.

Dez. 2016
Fair-Trade-Schule

Der Schule wird als erste Bildungseinrichtung des Landkreises das Prädikat "Fair-Trade-Schule" verliehen.

Sep. 2017
Wiedereinführung des G9

Start des neuen 9-jährigen Gymnasiums

Februar 2019
Neuer Schulleiter

Schulleiter Joachim Fertig wird in den Ruhestand verabschiedet. OStD Ansgar Stich und StD Dr. Carsten Isselhorst übernehmen die Schulleitung.

Oktober 2022
Schulfahrt nach Rom

Nahezu alle SchülerInnen und LehrerInnen verbringen eine Woche in der italienischen Hauptstadt.

18.1.2023
Einweihung des renovierten Schulgebäudes

Nach mehr als 7 Jahren Generalsanierung bei laufendem Schulbetrieb wird das renovierte Schulgebäude feierlich eingeweiht.

Voraussagen für einen längeren Zeitraum zu machen ist sehr schwer. Gute Wünsche sollten deshalb die Schule in die Zukunft begleiten. Im Richtspruch vom 15 .9. 1966 heißt es: “Der Himmel möge die Schule bewahren vor Feuersbrunst und Kriegsgefahren”. Daneben sollten auch noch andere Gefahren abgewehrt werden, unter denen das Gymnasium im Laufe seiner Geschichte zu leiden hatte, nämlich Unfreiheit und Unterdrückung.
Dietmar Andre (Schulleiter 1993 – 2004)

 

Die Geschichte unserer Schule im Detail (pdf-Datei zum Download, 250 kB)

40 Jahre JBG in Miltenberg-Nord – Beitrag von Dietmar Andre (August 2008)

Interview mit Johannes Butzbach (Beitrag von Sabine Mai vom 24. April 2019)