Drache und Löwe schließen Freundschaft

Miltenbergs JBG und das Tongji-Gymnasium in Shanghai schicken künftig Schüler zum Austausch auf Reisen

Shanghai/ Peking/ Miltenberg.
Für die 24 Mitglieder der Big Band des Johannes-Butzbach-Gymnasiums unter Leitung von Oberstudienrätin Martina Gronemann ist ein Traum wahr geworden: Auf Einladung des Chores der Tongji-Universität reisten sie für 10 Tage nach China, wo sie mit ihren chinesischen Freunden das chinesische Publikum in zahlreichen Konzerten begeistern konnten. Gleichzeitig wurde mit den Gymnasien der renommierten Tongji-Universität ein regelmäßiger Schüleraustausch vereinbart.


Vor der Abreise waren eine Reihe von Problemen, besonders finanzieller Art, zu lösen. Durch Zuschüsse der Staatsregierung, des Musikverbandes, des Elternbeirats, des Freundeskreises JBG, von der Sparkasse und von Banken sowie von heimischen Firmen wurde die Reise möglich. Besondere Erwähnung verdient das Engagement der Firma WIKA, bei der sich die Big Band durch ihr Konzert bei der Betriebsversammlung im Werk Suzhou bei Shanghai bedankte. Die Mitglieder der Big Band selbst leisteten ihren Finanzierungsbeitrag durch ein Konzert in Bürgstadt und durch den Verkauf von CDs zur Finanzierung bei, die das Band-Mitglied Studienrat Bodo Weitz mit gestaltet hatte.

In einer anderen Welt

Nach der Landung in Shanghai Ende Mai fanden sich die Schüler in einer ganz andersartigen Welt wieder, geprägt durch das Großstadtmilieu Shanghais mit seinen 18 Millionen und Pekings mit seinen 15 Millionen Einwohnern, durch die so ganz andere Sprache und die chinesische Küche. In Shanghai hatten die Butzbach-Schüler Gelegenheit, zahlreiche Kontakte mit chinesischen Jugendlichen der beiden Gymnasien der Tongji-Universität zu knüpfen. Tiefe Einblicke in das chinesische Alltagsleben gewannen sie beim Abendessen in den Familien ihrer Partner.

Bei den Besuchen in den Gymnasien waren die Schüler überrascht, welche Disziplin und welche Konzentration trotz nach hiesigen Begriffen völlig überfüllter Klassen (bis zu 50 Schüler) herrschen. Schulschwänzen oder Störungen des Unterrichts sind auch in der Oberstufe unbekannt. Am Ende der 12. Klassen müssen sich alle Schüler einer zentralen Prüfung unterziehen, die allein über die Zulassung oder Nichtzulassung an der Universität entscheidet.

Der musikalische Teil des Kulturaustausches begann bereits am zweiten Tag durch die Darbietung eines Orchesters mit chinesischen Instrumenten, gefolgt von zwei weiteren Konzerten, welche sowohl chinesische Schüler als auch die Big Band gestalteten. In Peking musizierten die Miltenberger sowohl vor 1.500 begeisterten Gymnasiasten als auch in einer modernen Einkaufsstraße auf der Straßenbühne eines Kaufhauses. Dort bildete sich sofort eine große Gruppe von an westlichen Klängen interessierten Musikfans.

Sowohl in Shanghai als auch in Peking wurden zahlreiche historische sowie städtebauliche Sehenswürdigkeiten besichtigt, wobei die Schüler besonders vom Sommerpalast, der Großen Mauer sowie von den gewaltigen Ausmaßen des Platzes des himmlischen Friedens und der sogenannten „Verbotenen Stadt“, dem Kaiserpalast, fasziniert waren.

Offener gegenüber dem Westen

Aber auch das moderne China war zu erkennen; besonders in Shanghai wurde durch den chaotischen Straßenverkehr und die unzähligen Hochhäuser die Wirtschaftsdynamik und die Öffnung nach Westen deutlich. In Peking konnte man auch auf Schritt und Tritt die Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele 2008 erkennen. Die Schüler nutzten ihre Freiräume aber auch, um Einkaufsstraßen und Märkte in den chinesischen Metropolen zu erkunden.
Welchen hohen Stellenwert die chinesische Seite dem Zustandekommen einer formellen Vereinbarung über einen Schüleraustausch beimisst, zeigte die Tatsache, dass die Unterzeichnung in einem sehr feierlichen Rahmen stattfand und dass auch bei den Konzerten viele hochrangige Vertreter aus Politik und Verwaltung anwesend waren.
So besuchte z. B. der Präsident der Tongji-Universität beide Konzerte der Big Band in Shanghai.Dabei beschworen er und JBG-Schulleiter Dietmar Andre in Grußworten die Zukunft einer engeren deutsch-chinesischen Zusammenarbeit. »Wenn der Kopf des chinesischen Drachen (Shanghai) mit dem Kopf des bayerischen Löwen (Untermain) zusammenarbeitet, muss etwas Positives dabei herauskommen,« meinte Andre.

Die Reisegruppe vor einem Gebäude des Sommerpalastes in Peking

Oberstudiendirektor Dietmar Andre und der Leiter des Tongji-Gymnasiums Nr. 1 Lu Shuling bei der Unterzeichnung der Vereinbarung über den Schüleraustausch. Mit im Bild die stellvertretende Schulleiterin Frau Chang.