5c des JBG Miltenberg im Jugendtheater

Die Schülerinnen und Schüler in der ersten Reihe zucken zusammen und wenden ihre Blicke von der Bühne. Direkt vor ihnen marschieren fünf Soldaten durch die Reihen und bahnen sich ihren Weg durch das überraschte Publikum. Die Klasse befindet sich mittendrin in der Inszenierung von „Der Hauptmann von Köpenick“.  Die bekannte Anekdote wird als Jugendtheater unter dem Titel „Wie ich wurde, was ich wurde“ im Stadttheater Aschaffenburg aufgeführt und mit dabei ist die Klasse 5c des Johannes-Butzbach-Gymnasiums Miltenberg mit ihren Deutschlehrerinnen Pauline Stock und Johanna Fuchs, die die Theaterfahrt organisiert hat!

Der Soldat, der den Marsch durch die Zuschauerreihen anführt, ist Wilhelm Voigt. Wilhelm hat es schwer im Leben: Als Jugendlicher wird er vom Vater verprügelt, dann verhaftet man ihn wegen Bettelei, später überredet ihn ein ehemaliger Mithäftling zum bewaffneten Einbruch und so landet er immer wieder im Gefängnis. Dennoch gibt er nicht auf und versucht, ein guter Mensch zu werden. Die Behörden und der Beamtenapparat machen es ihm jedoch schwer und er hofft immer wieder vergebens auf einen Pass und eine Aufenthaltsgenehmigung. Am Ende sieht er ein, dass er es in der Gesellschaft nur zu etwas bringen kann, wenn er schon jemand ist. So ernennt er sich selbst mit Hilfe einer Uniform zum Hauptmann und es kommt zur bekannten Geschichte der Besetzung des Köpenicker Ratshauses.

Auf unterhaltsame Weise wird den Schülerinnen und Schülern vor Augen geführt, dass es manch Einer im Leben schwerer hat als andere. Anspielungen auf gesellschaftliche Themen machen das Stück aktueller denn je: Sei es die geflüchtete Frau, die mit ihren Kindern in einer Massenunterkunft in Tegel lebt und auf einen Pass hofft oder der junge Wilhelm selbst, der wegen seiner kriminellen Vergangenheit immer wieder abgelehnt wird. Die beiden Deutschlehrerinnen Pauline Stock und Johanna Fuchs sind begeistert von der Aufführung und sich sicher, dass das Stück schon für die Jüngsten viel zu bieten hat – nicht nur wegen der Inszenierung, die neben lustigen Beamtenroben und abwechslungsreicher Musik auch eine tolle schauspielerische Leistung bietet, sondern aufgrund ihres starken Plädoyers. Das Stück schließt mit den Worten „Kein Mensch ist illegal!“ und erhält dafür großen Applaus. Schulleiter Ansgar Stich freut sich über die Initiative der beiden Deutschlehrerinnen: „Der Theaterbesuch ist nicht nur ein unterhaltsamer Ausflug, sondern gibt den Schülerinnen und Schülern zugleich eine Botschaft mit, die aktueller nicht sein könnte.“

(Christoph Grein)