Bienvenue en Allemagne – Neues vom Frankreichaustausch

Worauf warten 23 Neuntklässler mit ihren Eltern und den beiden Französischlehrerinnen Sabine Fertig und Christiane Kühl an einem späten Donnerstagnachmittag nach Unterrichtsschluss neugierig und aufgeregt vor der Schule? – Darauf, dass ein Bus aus Frankreich nach zehnstündiger Fahrt endlich um die Ecke biegt, schließlich begaben sich nach unserem Besuch in Auvers-sur-Oise im vergangenen Jahr nun dieses Jahr 23 französische Jugendliche unserer Partnerschule, des Collège Charles-François Daubigny, auf die Reise, um im sonnigen Mai eine Woche am in Miltenberg zu verbringen.

Kaum hatten sich die Türen des Busses geöffnet, sprang bereits die erste Corres ihrer Austauschpartnerin in die Arme. Da sich aber viele Schüler noch nicht persönlich kannten, sondern lediglich über Facebook, WhatsApp & Co Kontakt geknüpft hatten, war der Moment der ersten Begegnung für sie sehr spannend. Nach einigen Minuten rollten dann alle Koffer zum Auto der Gasteltern, das sie in die Gastfamilie brachte, wo der Abend nun viersprachig – deutsch, französisch, englisch und mit Händen und Füßen – gestaltet wurde.

Nach einer sicherlich kurzen Nacht begann der erste neue Tag in Miltenberg für die 46 Schülerinnen und Schüler mit einer Auswahl an Kennenlern- und Sprachanimationsspielen: Mit Luftballons und Musik oder Bingo prägten sie sich so nicht nur die vielen Namen ein, sondern bauten auch Hemmungen ab und hatten nebenbei noch jede Menge Spaß. Zum Schluss entstand sukzessive ein gezeichnetes Portrait von jedem Austauschschüler, das mehr oder weniger Ähnlichkeiten mit dem Original aufwies. Während die Schüler der Klassen 9a und c im Anschluss daran Mathematik oder Geschichte pauken durften, hatten die französischen Gäste die Möglichkeit, bei einer Führung durch die Bäckerei Mayer’s Bäck zu erfahren, wie das (typisch deutsche) Vollkornbrot oder der leckere Kuchen entsteht, und ihre eigene Brezel zu backen.

Das Wochenende in der Gastfamilie ging sehr schnell vorbei – kein Wunder, denn bei Ausflügen nach Würzburg oder Wertheim, bei Aktivitäten wie Bowlen, Trampolinspringen oder Klettern und beim gemeinsamen Grillen vergeht die Zeit natürlich wie im Fluge. Und so sahen sich am Montagmorgen alle rasch in den Klassenzimmern wieder: Die deutschen Schüler verfolgten ihren Unterricht wie immer, die französischen Schüler besuchten nach ihrem für sie angefertigten Stundenplan in kleinen Gruppen verschiedene Klassen und Fächer und konnten so einen Einblick in unser Schulsystem gewinnen. Nach einer Begrüßung der Gäste durch den Bürgermeister im Rathaus Miltenberg gingen sie der Frage „Wie wird eigentlich Bier gebraut?“ auf den Grund, wobei die eine oder andere Flasche Faust-Bier als Mitbringsel für die Eltern den Weg in die Rucksäcke der französischen Schüler fand. Mit einer Rallye durch die Miltenberger Altstadt klang der Tag aus.

Am Dienstag stiegen alle 46 Austauschpartner und drei Lehrerinnen für einen gemeinsamen Ausflug nach Frankfurt in den Bus. Das Wetter meinte es sehr gut, und so konnten sich nach einem Besuch im Filmmuseum alle beim Picknick am Main in der Sonne stärken und Selfies vor malerischer Kulisse machen. Auch für die Erleichterung des Geldbeutels gab es einen Plan: Shoppen auf der Zeil. Beeindruckend für die gesamte Gruppe war schließlich der Blick über die Stadt vom 200 Meter hohen Maintower aus.

Am folgenden Tag stand für die französischen Gäste ein weiterer Ausflug auf dem Programm, Ziel dieses Mal: Aschaffenburg. Dort besichtigten sie nicht nur das Schloss Johannisburg, sondern führten in der Fußgängerzone auch eine Umfrage zum Tourismus am Untermain durch, dem Thema, mit dem sie sich während des Austausches beschäftigten.

Apropos Austausch: Auch in diesem Jahr verging die Zeit mal wieder viel zu schnell und so blieben nach der erlebnisreichen Woche in Miltenberg neben vielen schönen Erinnerungen der Vorsatz der französischen Schüler, im Sommer wiederzukommen – auch gemeinsame Urlaubspläne wurden geschmiedet – , und herzzerreißende Szenen bei der Abreise am Donnerstagmorgen. Viele Mädchen lagen sich weinend in den Armen, während die Jungen beim Verladen des Gepäcks halfen. Mit Tränen in den Augen wurde gewunken, bis der Bus hinter der Kurve verschwand.

(Christiane Kühl, OStRin)