Am Ende siegt wieder die Liebe

Theater: „Faust III – die Revanche“ mit heiteren Szenen begeistert Publikum

Miltenberg. In der Schülerschar des Johannes-Butzbach-Gymnasiums (JBG) hat sich ein „kleiner Goethe“ versteckt: Florian Müssig schrieb eine Faust-Fortsetzung und bescherte damit den Besuchern der Theateraufführung am Mittwoch- und Donnerstagabend einen höchst vergnüglichen Abend. Im ersten Teil der Darbietung standen die Unterstufenschüler auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Sie präsentierten mit viel Herzblut fünf Balladen unter dem Motto „Mensch, Tier und Zauberei“. Mit „Der Zauberlehrling“ von Johann Wolfgang von Goethe war dann auch der passende Übergang nach der Pause zu „Faust III – die Revanche“ geschaffen. Nachdem Mephisto im Faust II „der Doktor durch die Lappen gegangen ist“, gelingt es ihm im dritten Teil, Gott eine weitere Wette abzuluchsen. Er will ein weiteres Mal beweisen, dass „die Menschen doch zu nichts taugen“. Der Teufel pickt sich den Teenager Faust heraus, einen Computerfreak auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. Moderne Komödie Dieser lässt sich auf den Handel ein, seine Seele gegen ein erfülltes, schönes Leben einzutauschen. Mephisto gelingt es, den Jugendlichen vom Computer wegzulocken: „Man verkauft nicht seine Seele, um Mathe zu machen“ und macht sich daran, „ein bisschen mehr Biologie in Fausts Leben zu bringen“. Die Suche nach dem weiblichen Geschlecht ist dann auch bald erfolgreich, doch braucht es eine Menge Nachhilfe in puncto Baggertechnik, bis Grete „anbeißt“. Zum Schluss siegt dann wieder „der Schwachsinn mit der Liebe“, und Mephisto muss erkennen, dass er das Kleingedruckte im Vertrag mit Gott nicht gelesen hat. Der Zehntklässler Florian Müssig, der in der Rolle des Mephistopheles brillierte, hat eine moderne Komödie geschrieben, die höchst kurzweilig und mit unzähligen rhetorischen Wortspielereien gespickt, immer wieder für spontane Heiterkeitsausbrüche im Publikum sorgte. Dazu kam seine schauspielerische Leistung, die wunderbar ergänzt wurde durch den Mephisto-Azubi (Sebastian Mansky) und Faust, der von Andreas Schreck gespielt wurde. Der freche, kleine Lehrling mit seinem losen Mundwerk hatte stets die passende Randbemerkung auf Lager, ein großes Lob für diese Leistung. Aber auch Andreas Schreck überzeugte in seiner Rolle als hilfloser Computerfreak. Als er Grete, sein Objekt der Begierde, ansprechen will, leiht er sich den Originaltext mit „mein schönes Fräulein, darf ich’s wagen“ aus. Nach einem Aufschrei von Mephisto, „das zieht nicht mehr“, entschließt er sich dann aber doch zu einem zeitgemäßen und knackigen „hi“, was von Mephisto-Azubi mit „dieser Sex in der Stimme“ kommentiert wird. So reiht sich eine erheiternde Szene an die andere. Unter der Gesamtregie von Christiane Kühl, die bei Faust III vom Dichter höchstpersönlich ergänzt wurde, entwickelten die Schüler der Unter- und Mittelstufe schauspielerische Fähigkeiten. Alles in allem reiht sich dieser Theaterabend nahtlos in die vielen bemerkenswerten Aufführungen am JBG ein. Der große Dichterfürst hätte sich mit Sicherheit auch köstlich amüsiert. (Quelle: Annegret Schmitz, in: Bote vom Untermain, 11. Juli 2009)